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11.12.2025

Hervorragende Nominierungen, schwere Wahl: NEPS-Publikationspreis wird dieses Jahr für zwei Publikationen vergeben

Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) würdigt jährlich herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf Basis der Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) mit einem Publikationspreis. In diesem Jahr wurde der Preis aufgrund der zahlreichen hochwertigen Einreichungen an zwei Autor:innengruppen vergeben. Zum einen erhielten Sascha dos Santos, Prof. Dr. Martina Dieckhoff, Prof. Dr. Martin Ehlert und Prof. Dr. Antje Mertens den Preis für ihre Vergleichsarbeit zu den Vorteilen berufsbezogener Weiterbildungsmaßnahmen in Deutschland und Großbritannien. Zum anderen wurden Mieke Johannsen, Prof. Dr. Naemi Dorothee Brandt, Prof. Dr. Olaf Köller und Prof. Dr. Jenny Wagner ausgezeichnet. Ihre Publikation beleuchtet die Rolle von akademischem Selbstkonzept und Persönlichkeit für die schulischen Leistungen im Jugendalter.

In ihrer Publikation „Does training beget training over the life course? Cumulative advantage in work-related non-formal training participation in Germany and the UK” vergleichen Sascha dos Santos, Prof. Dr. Martina Dieckhoff, Prof. Dr. Martin Ehlert und Prof. Dr. Antje Mertens die Dynamik und Ungleichheit bei der Teilnahme an berufsbezogenen, non-formalen Weiterbildungen in Deutschland und Großbritannien. Anhand langjährig erhobener Daten der Startkohorte 6 „Erwachsene“ des deutschen Nationalen Bildungspanels und der britischen „Understanding Society“-Studie analysieren die Forschenden, ob Weiterbildung im Berufsleben eher durch kumulative Vorteile im Sinne des Prinzips „Weiterbildung begünstigt (weitere) Weiterbildung“ oder durch stabile Ausgangsmerkmale wie etwa formale Bildung beeinflusst wird.

Dos Santos und seine Kolleg:innen kommen zu dem Schluss, dass Weiterbildungserfahrungen in beiden Ländern hauptsächlich durch formale Erstausbildung sowie Arbeits- und Unternehmensmerkmale bestimmt werden, der kumulative Vorteil aber eine bemerkenswerte, eigenständige Rolle spielt – in Großbritannien sogar noch deutlich stärker ausgeprägt als in Deutschland. Der kumulative Vorteil verstärkt jedoch Ungleichheiten über die Zeit.

Eine interdisziplinär zusammengesetzte Jury aus Mitgliedern der LIfBi-Leitungsebene lobte die Arbeit für die präzise und differenzierte Untersuchung der verschiedenen Effekte von initialer Ausbildung und Weiterbildung, welche nur auf Grundlage von längsschnittlichen Daten wie solchen des NEPS und entsprechender statistischer Methoden möglich ist.

Für Sascha dos Santos ist der NEPS Publication Award eine besondere Anerkennung der gemeinsamen Forschungsarbeit im Team. Zugleich sieht er darin ein Signal, dass Bildungs- und Arbeitsmarktforschung in Zeiten technologischen Wandels nicht bei der Erstausbildung stehen bleiben darf, sondern Weiterbildungsverläufe über den gesamten Erwerbsverlauf hinweg berücksichtigen muss, um soziale Ungleichheiten angemessen zu verstehen.

Angesichts der Vielzahl qualitativ hochwertiger Nominierungen, entschied sich die Jury, in diesem Jahr mit dem Beitrag „Who flourishes in school? The interplay of academic self-concept and personality and its role for academic performance in middle adolescence” von Mieke Johannsen, Prof. Dr. Naemi Dorothee Brandt, Prof. Dr. Olaf Köller und Prof. Dr. Jenny Wagner noch eine zweite Veröffentlichung auf Basis von NEPS-Daten mit dem Award auszuzeichnen.

Mieke Johannsen und ihre Co-Autor:innen untersuchen, warum manche Schüler:innen erfolgreicher sind als andere. Dafür kombinierten sie Motivations- und Persönlichkeitsprädiktoren und untersuchten anhand von Neuntklässler:innen aus zwei unabhängigen Stichproben deren Relevanz für die akademische Leistung. Die Ergebnisse zeigen die komplexe Wechselwirkung zwischen Motivation, Persönlichkeit und soziodemografischen Variablen bei der Vorhersage akademischer Leistungen und unterstreichen die Notwendigkeit, diese interaktive Natur zu berücksichtigen. Die Jury betonte in der Begründung insbesondere die umfangreichen Analysen mithilfe latenter moderierter Regressionsmodelle zum Zusammenhang zwischen sozioemotionalen Merkmalen und akademischen Leistungsniveaus sowie deren Änderungen, welche auf Grundlage des längsschnittlichen Designs und der kohortenübergreifenden Methodik des NEPS möglich sind und bisherige querschnittliche Befunde damit wesentlich ergänzen.

„Ich möchte mich auch im Namen meiner Co-Autor:innen herzlich beim LIfBi für die Auszeichnung bedanken und sehe im NEPS Publication Award eine große Wertschätzung unserer Arbeit, aber auch der integrativen Forschungsperspektive, die wir gewählt haben“, so Mieke Johannsen. „Die NEPS-Daten ermöglichen hier verschiedene Perspektiven auf schulische Lernumwelten zu vereinen und tragen so zu einem besseren Verständnis differentieller Bildungsverläufe bei.“

Die Preisübergabe fand im Rahmen der 10. Internationalen NEPS-Konferenz am LIfBi in Bamberg statt. Die Preisträger:innen hielten dazu je eine Keynote, die als Teil der Vortragsreihe LIfBi Lectures auch öffentlich zugänglich waren.

 

Bibliographische Angaben

dos Santos, S., Dieckhoff, M., Ehlert, M., & Mertens, A. (2024). Does training beget training over the life course? Cumulative advantage in work-related non-formal training participation in Germany and the UK. European Sociological Review, 40(3), 464–478. https://doi.org/10.1093/esr/jcae022

Johannsen, M., Brandt, N. D., Köller, O., & Wagner, J. (2024). Who flourishes in school? The interplay of academic self-concept and personality and its role for academic performance in middle adolescence. Journal of Personality and Social Psychology, 127(6), 1237-1262. https://doi.org/10.1037/pspp0000525

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