ZuBAb-Studie | Begleitforschung NRW Talentscouting
 

Hintergrund

In den letzten Jahren ist die Zahl junger Menschen, die eine Studienberechtigung erlangen, in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Dennoch hängt die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Schritt in ein Hochschulstudium wagen, nach wie vor stark von ihrer sozialen Herkunft ab. Aus diesem Grund wurden in den vergangenen Jahren verstärkt Beratungsprogramme ins Leben gerufen, die darauf abzielen, die Bildungsentscheidungen junger Menschen von ihrer sozialen Herkunft zu entkoppeln. 

In den ersten Förderphasen des ZuBAb-Projekts wurde unter anderem eine positive Wirkung eines intensiven und langfristigen Beratungsprogramms bestätigt (NRW-Talentscouting). Die aktuelle Förderphase knüpft direkt an die vorangegangenen Projektphasen an. Aufbauend auf den bisherigen Erkenntnissen zielt die aktuelle Förderphase darauf ab, die ersten Ergebnisse der ZuBAb-Studie zu erweitern und zu vertiefen.

 

Ziel

Erstens werden im Teilprojekt ZuBAb – die Rolle und Praxis der Beratung (ZuBAb-Beratung) Berater:innen, die junge Menschen mit (Fach-)Abitur bei der Wahl ihrer nachschulischen Bildungswege unterstützen, näher beleuchtet. Auf diese Weise sollen Einblicke zur Rolle und Praxis der beraterischen Tätigkeit in NRW gewonnen werden. Es ist geplant, in dieser Teilstudie drei Gruppen von Berater:innen zu untersuchen: Berater:innen, die im Rahmen des Programms NRW-Talentscouting tätig sind (Talentscouts), an Hochschulen angestellte Studienberater:innen sowie Berater:innen der Agenturen für Arbeit in NRW, die junge Erwachsene zu ihren nachschulischen Bildungswegen beraten.

Neben dem Ziel, die Vielfalt der beraterischen Tätigkeit in NRW zu beschreiben, liegt ein Forschungsschwerpunkt auf der Frage, wie die Berater:innen Bildungserfolg und Chancengleichheit wahrnehmen und wie sich ihre Wahrnehmungen in ihrem Professionsverständnis niederschlagen. 

Zweitens steht die Untersuchung der Programmwirkung von NRW-Talentscouting im Fokus. In den bisherigen Förderphasen konnte diese auf methodisch hohem Niveau mittels eines experimentellen Forschungsdesigns bestimmt werden. Jedoch entsprachen im Feldexperiment nicht alle Aspekte des Programms exakt den realen Durchführungsbedingungen des Programms. Daher verfolgt die aktuelle Förderphase das Ziel zu prüfen, welche Wirkung das Programm unter normalen Durchführungsbedingungen auf der Populationsebene, also für das gesamte Bundesland NRW, entfaltet.

Drittens werden im Rahmen des Projekts weitere vertiefende Analysen der bereits erhobenen Längsschnittdaten durchgeführt. Dabei sollen insbesondere die letzten Befragungswellen in den Mittelpunkt rücken, um die langfristige Wirkung des Programms zu untersuchen und ausgewählte Aspekte zu vertiefen.

 

Vorgehen und Methoden

Zur Erreichung der Projektziele werden verschiedene Methoden eingesetzt.

Erstens ist geplant, eine quantitative Befragung verschiedener Berater:innen in NRW durchzuführen. Diese Befragung ist als Vollerhebung aller in NRW tätigen Talentscouts angelegt. Um ausgeglichene Gruppengrößen sicherzustellen, ist geplant, eine vergleichbare Anzahl von Studienberater:innen und Berater:innen der Agenturen für Arbeit in NRW für die Befragung zu rekrutieren.

Zweitens sollen zur Untersuchung der Programmwirkung externe Datenquellen genutzt werden, um auf diese Weise die bisherigen Ergebnisse mit Sekundärdaten zu erweitern. Mittels eines quasi-experimentellen Designs sollen die Studienaufnahmequoten an Schulen, an denen das Beratungsprogramm angeboten wird, zu den Studienaufnahmequoten an vergleichbaren Schulen, an denen das Programm nicht angeboten wird, in Beziehung gesetzt werden. So soll der Programmeffekt auf Populationsebene quasi-experimentell geschätzt werden.

Drittens werden die bereits erhobenen Längsschnittdaten (aus der randomisiert kontrollierten Studie) statistisch ausgewertet. Hierbei kommen multivariate Analyseverfahren zum Einsatz, um beispielsweise die langfristigen Auswirkungen des Programms sowie mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede zu untersuchen.

 
Projektpartner
Universität zu Köln
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
 

Publikationen

2025

Erdmann, M., Pietrzyk, I., Schneider, J., Helbig, M., & Jacob, M. (2025). Same but different: Gender, social origin, and university access: Results from a field experiment on guidance counseling. Research in Social Stratification and Mobility, 98, Article 101062. https://doi.org/10.1016/j.rssm.2025.101062
Pietrzyk, I., Erdmann, M., Schneider, J., Jacob, M., & Helbig, M. (2025). Guidance counseling can reduce inequality in university enrollment in Germany: Results from a randomized controlled trial. Sociology of Education, 98(3), 251-270. https://doi.org/10.1177/00380407251323888
Schneider, J., Pietrzyk, I., Erdmann, M., Helbig, M., & Jacob, M. (2025). Individuelle Beratung als Schlüssel zur Chancengleichheit beim Hochschulzugang? Eine experimentelle Studie zu ihrer Wirkung auf verschiedene Ungleichheitsdimensionen. In M. Erdmann, J. Schneider, I. Pietrzyk, M. Helbig, & M. Jacob (Hrsg.), Auf dem Weg zur Hochschulbildung: Beiträge aus Wissenschaft und Praxis aus NRW (S. 149-182). Waxmann. urn:nbn:de:0168-ssoar-102198-7

2024

Pietrzyk, I., Neumeyer, S., & Erdmann, M. (2024). Unerwartete Role Models. Jugendliche mit Migrationshintergrund können zu Vorbildern in Sachen Bildung werden. WZB-Mitteilungen, 3(185), 17-20. https://bibliothek.wzb.eu/artikel/2024/f-26464.pdf

2023

Erdmann, M., Schneider, J., Pietrzyk, I., Jacob, M., & Helbig, M. (2023). The impact of guidance counselling on gender segregation: Major choice and persistence in higher education: An experimental study. Frontiers in Sociology, 8, Article 1154138. https://doi.org/10.3389/fsoc.2023.1154138
Pietrzyk, I., & Helbig, M. (2023). To benefit from an educational program, you need to participate: Participation patterns in an educational intervention promoting college access. Journal for Educational Research Online, 15(1), 95-118. https://doi.org/10.31244/jero.2023.01.05

2022

Erdmann, M., Pietrzyk, I., Helbig, M., Jacob, M., & Stuth, S. (2022). Do intensive guidance programs reduce social inequality in the transition to higher education in Germany? : Experimental evidence from the ZuBAb study 0.5 years after high school graduation. (WZB Discussion Paper No. P 2022–001). Berlin Social Science Center. https://bibliothek.wzb.eu/pdf/2022/p22-001.pdf
Erdmann, M., Pietrzyk, I., Helbig, M., Jacob, M., Schneider, J., & Allmendinger, J. (2022). Soziale Ungleichheit beim Hochschulzugang verringern: Intensive Beratung fördert die Passung zwischen Potenzialen und Bildungsentscheidungen (WZBrief Bildung No. 45). Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. https://www.wzb.eu/de/publikationen/wzbrief-bildung
Erdmann, M., Pietrzyk, I., Schneider, J., Helbig, M., Jacob, M., & Allmendinger, J. (2022). Bildungsungleichheit nach der Hochschulreife – das lässt sich ändern: Eine Untersuchung der Wirksamkeit eines intensiven Beratungsprogramms 1,5 Jahre nach dem Abitur (WZB Discussion Paper No. P 2022–002). Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. https://bibliothek.wzb.eu/pdf/2022/p22-002.pdf

2021

Erdmann, M., Helbig, M., & Stuth, S. (2021). Lehrende als Gatekeeper für externe Förderprogramme im Bildungssystem: Eine Analyse von Fremdselektionsprozessen bei der Schülerauswahl anhand einer Bildungsintervention. Soziale Welt, 72(3), 255-282. https://doi.org/10.5771/0038-6073-2021-3-255

2020

Pietrzyk, I., & Erdmann, M. (2020). Investigating the impact of interventions on educational disparities: Estimating average treatment effects (ATEs) is not sufficient. Research in Social Stratification and Mobility, 65, Article 100471. https://doi.org/10.1016/j.rssm.2019.100471

2019

Pietrzyk, I., Allmendinger, J., Erdmann, M., Helbig, M., Jacob, M., & Stuth, S. (2019). Future and career plans before high school graduation (ZuBAb): Background, research questions and research design (WZB Discussion Paper No. P 2019–004). Social Science Research Center Berlin (WZB). https://bibliothek.wzb.eu/pdf/2019/p19-004.pdf