Integration gilt oft als Herausforderung – dabei kann Vielfalt auch eine Stärke sein. In ihrer LIfBi Lecture gab Prof. Dr. Maja Schachner (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) dazu wertvolle Impulse aus ihrer Forschung. Im Fokus: ein positives Diversitätsklima und echte Chancengleichheit im Klassenzimmer. Schachner zeigte außerdem, wie Lehrkräfte für den Umgang mit kultureller Vielfalt sensibilisiert und unterstützt werden können.
Maja Schachner ist Professorin für Pädagogische Psychologie mit dem Schwerpunkt Sozialisation und Kultur an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In ihrer LIfBi Lecture stellte sie vor, wie Schulen migrationsbedingte Vielfalt nutzen können, um Chancengleichheit zu fördern und die Identitätsentwicklung der Schüler:innen zu stärken.
Sowohl der Gleichheitsansatz, der Gemeinsamkeiten betont, als auch der „kulturelle Pluralismus“, der Unterschiede wertschätzt, verbessern laut ihrer Forschung das Wohlbefinden der Schüler:innen und unterstützen Anpassungsprozesse. Besonders wirksam gegen Diskriminierung sei „Poly-Kulturalismus“. Dieser Ansatz erkennt an, dass Menschen mehrere kulturelle Zugehörigkeiten haben können, und zeigte als einziger keinen Zusammenhang mit Diskriminierungserfahrungen. Auch ein kritisches Bewusstsein für strukturelle Ungleichheit – etwa durch Gespräche über Islamfeindlichkeit – stärke Reflexionsfähigkeit und Zivilcourage. Deutlich wurden diese Effekte im „Identitätsprojekt“, das von Schachner mit ihrem Team an der Universität Halle-Wittenberg und in Kooperation mit der Universität Potsdam umgesetzt wurde: Hier reflektierten Jugendliche ihre kulturelle Herkunft und sprachen über Diskriminierungserfahrungen – mit positiven Auswirkungen auf Zugehörigkeitsgefühl, Klassenklima und den Umgang mit Vielfalt. Auch Lehrkräfte und Lehramtsstudierende profitierten von dem Projekt: Sie gewannen neue Perspektiven auf ihre Schüler:innen, fühlten sich sicherer im Umgang mit kultureller Vielfalt und schätzten die professionelle Moderation sensibler Themen. „Ein positives Diversitätsklima ist förderlich für Schüler und Schülerinnen mit und ohne Migrationshintergrund“, so Maja Schachner.
Maja Schachner kam auf Einladung von Prof. Dr. Ilka Wolter, Leiterin der Abteilung Kompetenzen, Persönlichkeit, Lernumwelten ans LIfBi. Teil ihres Besuchs war auch ein Austausch mit der Leitungsebene sowie Promovierenden und Postdocs des Instituts. Dabei ging es unter anderem um inklusive Bildung in vielfältigen Klassenzimmern, schulbezogene NEPS-Erhebungen, Fragen politischer Partizipation und sozialer Teilhabe sowie um Impulse für laufende Promotionsvorhaben. „Wir konnten Forschungsideen diskutieren, die sich mit Daten des Nationalen Bildungspanels umsetzen lassen. Und es gab interessante Überschneidungen mit anderen Projekten am LIfBi, so dass hieraus eventuell weitere Kooperationen entstehen können“, freute sich Ilka Wolter über den Besuch und die gewonnenen Impulse.