Transfervorhaben zu MultiTex: Prozessbasierte Diagnostik des Textverstehens mit multiplen Dokumenten
Hintergrund
Für Studierende aller Fachrichtungen spielt die Arbeit mit verschiedenen Quellen und Dokumenten eine große Rolle. Im Rahmen einer früheren Projektphase (KoKoHs-Projekt MultiTex) wurde ein computerbasierter Test entwickelt, der die Kompetenz von Studierenden erfasst, multiple Dokumente zu verstehen (Multiple Document Comprehension, MDC).
MultiTex-Transfer war ein Verbundprojekt des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi) mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, dem DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und den Praxispartnern Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Goethe-Universität Frankfurt am Main und Bergische Universität Wuppertal.
Ziel
Im Transfervorhaben wurde der Test Studierenden der Geistes- und Sozialwissenschaften als Hilfestellung in der Studieneingangsphase zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wurde dabei erforscht, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um einen nachhaltigen Einsatz des MDC-Tests zu fördern und eine optimale Entwicklung der MDC-Fähigkeit der Studierenden im Laufe des ersten Semesters zu unterstützen.
Vorgehen
- Im Rahmen des Projekts MultiTex-Transfer wurde der MDC-Test zunächst als Self-Assessment und in Einführungskursen an Hochschulen bereitgestellt. Studierende, bei denen Defizite identifiziert wurden, könnten diese mit Hilfe von Fördermaterial aufarbeiten, das ebenfalls im Rahmen des Projektes entwickelt wurde.
- Die Forscherinnen und Forscher identifizierten im zweiten Schritt die Gelingensbedingungen für den optimalen Einsatz des MDC-Tests als Diagnose-, Feedback- und Förderinstrument. Dabei wurde vor allem die Art des Feedbacks untersucht und in Einführungsveranstaltungen die Gelingensbedingungen hinsichtlich der Praktikabilität des Tests mit Studierenden, Verantwortlichen aus der Studienberatung sowie Lehrenden diskutiert.
Abschließend entwickelten sie daraus ein Konzept zum nachhaltigen Einsatz des Tests für Studierende, Lehrende und Studienberatung.
Ergebnisse
Insgesamt weist die Studie auf folgende Ergebnisse hin: Allgemein wurde die Kompetenz des Textverstehens von multiplen Dokumenten von Studierenden, Lehrenden sowie seitens der Studienberatung als relevant und nützlich wahrgenommen. Im Rahmen der Studie haben Studierende zusätzlich angegeben, dass die Motivation sich in dieser Kompetenz zu verbessern relativ groß ist. Allerdings wirkt sich diese wahrgenommene Relevanz und Motivation nicht auf die Bearbeitung der Fördermaterialien aus. Denn insgesamt war die Beteiligung der Studierenden an der Studie und damit auch die Bearbeitung des MDC-Tests sowie der Fördermaterialien eher gering. Für diese geringe Nutzung unseres Angebotes kann es verschiedene Erklärungen geben. Beispielsweise könnten Studierenden noch kein Problembewusstsein in diesem Bereich haben und dieses müsste sich erst entwickeln. Ein weitere Erklärung kann auch sein, dass die Studierenden die Probleme in dieser Kompetenz gegenüber den Dozierenden nicht äußern.
Grundsätzlich sollten Studierende motiviert und darauf aufmerksam gemacht werden, diese wichtige Kompetenz im Rahmen ihres Studiums zu fördern. Dafür könnte das entwickelte Self-Assessment und die Fördermaterialien ein Angebot darstellen. Die Implementation des Self-Assessments könnte dabei über verschiedene Anlaufstellen erfolgen (z.B. Einführungskurse und/oder Seminare zum wissenschaftlichen Arbeiten, Schreibzentren).
Publikationen
Mahlow, N., Hahnel, C., Kroehne, U., Artelt, C., Goldhammer, F., & Schoor, C. (2022). The role of domain-related epistemic beliefs for mastering cognitive requirements in multiple document comprehension.
Learning and Individual Differences, 94(3), Article 102116. doi:
https://doi.org/10.1016/j.lindif.2022.102116.
Schoor, C., Zink, T., Mahlow, N., Hahnel, C., Deribo, T., Kroehne, U., Goldhammer, F., & Artelt, C. (2022). Das Textverstehen von Studierenden beim Lesen multipler Dokumente und dessen Förderung. In S. Alker-Windbichler, A. Kuhn, B. Lodes, & G. Stocker (Hrsg.),
Bibliothek im Kontext 5 (1st ed., pp. 57-86). Vienna University Press / V&R unipress.
https://www.beck-shop.de/alker-windbichler-kuhn-lodes-stocker-akademisches-lesen/product/33347680.
Hahnel, C., Goldhammer, F., Kroehne, U., Mahlow, N., Artelt, C., & Schoor, C. (2021). Automated and controlled processes in comprehending multiple documents.
Studies in Higher Education, 46(10), 2074-2086. doi:
https://doi.org/10.1080/03075079.2021.1953333.
Mahlow, N., Hahnel, C., Kroehne, U., Artelt, C., Goldhammer, F., & Schoor, C. (2020). More than (single) text comprehension? On university students’ understanding of multiple documents.
Frontiers in Psychology, 11(), Article 562450. doi:
https://doi.org/10.3389/fpsyg.2020.562450.
Schoor, C., Hahnel, C., Artelt, C., Reimann, D., Kröhne, U., & Goldhammer, F. (2020). Entwicklung und Skalierung eines Tests zur Erfassung des Verstehens multipler Dokumente von Studierenden.
Diagnostica, 66(2), 123–135. doi:
https://doi.org/10.1026/0012-1924/a000231.
Schoor, C., Hahnel, C., Mahlow, N., Klagges, J., Kröhne, U., Goldhammer, F., & Artelt, C. (2020). Multiple document comprehension of university students: Test development and relations to person and process characteristics. In O. Zlatkin-Troitschanskaia, H. A. Pant, M. Toepper, & C. Lautenbach (Eds.),
Student learning in German higher education (pp. 221–240). Springer VS. doi:
https://doi.org/10.1007/978-3-658-27886-1_11.
https://doi.org/10.1007/978-3-658-27886-1_11.