Als pairfam („Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics“) 2008 mit rund 12.000 Teilnehmenden („Ankerpersonen“) startete, schloss das multidisziplinär angelegte Panel eine Lücke in der deutschen Forschungslandschaft: Zwar gab es damals bereits viele kleinere, jedoch keine groß angelegte Längsschnittstudie zur umfassenden Erhebung und Erforschung partnerschaftlicher und familiärer Lebensbedingungen, intergenerationaler Beziehungen, von Kindesentwicklung und Elternschaft. Bei den jährlichen Befragungswellen werden neben den Ankerpersonen aus inzwischen vier Kohorten der Geburtsjahrgänge zwischen 1971 und 2003 auch Daten ihrer Bezugspersonen erhoben; also von Lebenspartnerinnen und -partnern, Eltern und Kindern der Befragten. Insgesamt sind mit den drei Startkohorten sowie einer Nachrücker-Kohorte (2018/19) 14 Erhebungswellen bis 2021 geplant.
Bindungstypen und Bildungsaspirationen
Um das thematisch vielfältige Forschungspotenzial des DFG-geförderten Panels vorzustellen, stellte Sabine Walper den Zuhörerinnen und Zuhörern ihrer Online-Lecture beispielhaft vier Publikationen vor, in denen Daten von pairfam genutzt wurden. Große Überschneidungen zu einem Forschungsschwerpunkt des LIfBi bot dabei eine vorgestellte Untersuchung zum Verhältnis von Eltern-Kind-Beziehungen und dem Bildungsweg der Kinder. Konkret wurde anhand der Daten von 469 Kindern im Alter zwischen 8 und 16 Jahren die Frage untersucht, welchen Einfluss neben der Bildungsorientierung der Eltern die emotionale Verbundenheit der Kinder zu den Eltern auf den Zugang zu akademischer Bildung hat. Hier kamen die Forschenden zu dem Ergebnis, das die Bildungsorientierung der Eltern nur bei hoher Verbundenheit der Kinder mit ihren Eltern zu besseren schulischen Leistungen beiträgt. „Eine starke Bindung und Vertrautheit ist ein Schlüsselfaktor für den Bildungserfolg der Kinder“, so Walper.
Familien in Zeiten von Corona
Ebenso wie das Netzwerk des Nationalen Bildungspanels (NEPS), nahm auch das Team von pairfam die aktuelle Corona-Krise zum Anlass, eine Zusatzbefragung durchzuführen, deren erste Ergebnisse Walper in ihrem Vortrag präsentierte. So wurden 2.670 Ankerpersonen zu den Änderungen im Familienklima ab dem 2. Quartal 2020 befragt. Dabei berichteten die Befragten von sowohl positiven wie auch negativen Effekten der Corona-Zeit. Eine leichte Mehrheit kann der Krise positive Aspekte im Hinblick auf das Familienleben abgewinnen, beispielsweise eine Stärkung des interfamiliären Zusammengehörigkeitsgefühls. Die Zusatzbefragung machte aber auch deutlich, dass die zusätzliche Betreuungsbelastung durch geschlossene Schulen und Kindertagesstätten hauptsächlich von nur einem Elternteil, mehrheitlich den Müttern, geschultert wird. Am häufigsten berichten Väter eine gemeinsame Betreuung. Auch das Home-Schooling wird teilweise negativ gesehen, vor allem von den Kindern selbst. Hier gibt die Mehrheit der Kinder an, dass das Lernen zuhause schlechter als in der Schule funktioniere – eine Perspektive, die ihre Eltern überraschenderweise nicht im selben Maße teilen. „Spannend ist die Frage, wie lange sich die Effekte der Corona-Krise noch fortsetzen werden“, schloss Walper ihren Vortrag mit Blick auf die künftigen Erhebungen und Analysen, die bei der pairfam-Studie und auch im NEPS (https://www.lifbi.de/Corona) geplant sind.
Website: https://www.pairfam.de/
Datenzugang: https://www.pairfam.de/daten/datenzugang/