Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) in Bamberg untersucht Bildungsprozesse von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter. Um die bildungswissenschaftliche Längs­schnittforschung in Deutschland zu fördern, stellt das LIfBi eine grundlegende, überregional und international bedeutsame, forschungsbasierte Infrastruktur für die empirische Bildungsforschung zur Verfügung. Kern des Instituts ist das Nationale Bildungspanel (NEPS), das am LIfBi beheimatet ist und die Expertise eines deutschlandweiten, interdisziplinären Exzellenznetzwerks vereint. 

05.05.2021

LIfBi Lecture: Die Untersuchung von Abhängigkeiten innerhalb sozialer Netzwerke

In seiner LIfBi Lecture mit dem Titel "Longitudinal Network Methods for Studying Social Influences: Possibilities and Challenges" Mitte April legte Professor Tom Snijders die methodischen Herausforderungen in der Verwendung von Netzwerkmethoden zur Analyse sozialer Prozesse dar. Die Präsentation behandelte das stochastische akteursorientierte Netzwerkmodell (SAOM). Dieser Modellierungsansatz kann zur Untersuchung des Einflusses sozialer Netzwerke auf das Wohlbefinden, die Gesundheit und die Leistung von Individuen verwendet werden und ist z. B. auch auf schulische Einstellungen und Fächerpräferenzen anwendbar. Tom Snijders ist bekannt für seine Forschungen auf dem Feld der statistischen Methoden in den Verhaltens- und Sozialwissenschaften. Er stellt unter anderem für die Analyse längsschnittlicher Netzwerkdaten das R-Packet RSiena zur Verfügung.

Peers sind für Kinder und Jugendliche von großer Bedeutung. Die sozialen Netzwerke, in die sie eingebettet sind, können ihr individuelles Verhalten, ihre Einstellungen und ihre Leistungen beeinflussen. Statistische Netzwerkmethoden adressieren explizit die Abhängigkeiten zwischen den Akteuren innerhalb eines Netzwerks. Dieses Vorgehen erlaubt die Untersuchung einer Fülle an Forschungsfragen, wenn soziale Prozesse im Mittelpunkt stehen.

Tom Snijders legte seine Ausführungen anhand des SAOM Modellrahmens dar. Dies ist ein statistisches Modell, das zur Analyse von Paneldaten im Netzwerkkontext unter Einbeziehung individueller Attribute verwendet werden kann. Snijders erläuterte, dass das Modell auf der Erkenntnis basiere, dass über die Zeit jeder Akteur im Netzwerk, in seinem Verhalten vom Netzwerk beeinflusst wird und sein Verhalten im Netzwerk selektiert. Das Netzwerk hat also über die Zeit Einfluss auf das individuelle Verhalten und verändert es, ebenso wie das individuelle Verhalten Einfluss auf das Netzwerk hat und es anpasst. Die beiden Prozesse laufen gleichzeitig ab und beeinflussen sich gegenseitig.

Abschließend diskutierte Snijders einige Beispiele für die Anwendung des SAOM auf Situationen im Bildungskontext. Er stellte Studien über die Beziehungen zwischen sozialen Netzwerken und die Wahl von akademischen Fächern durch Schülerinnen und Schüler vor. Auch Einschränkungen (z.B. die Schwierigkeit der Spezifikation der Netzwerkgrenzen) und offene Probleme (z.B. die Ableitung von Maßen für die Effektgröße) des Vorgehens ließ Snijders nicht unerwähnt und lud die Zuhörenden zur Diskussion darüber ein.

Tom Snijders ist emeritierter Professor für Methodologie und Statistik an der Universität Groningen und emeritierter Professor für Statistik in den Sozialwissenschaften an der Universität Oxford, dort ist er zudem emeritierter Fellow des Nuffield College und außerordentliches Mitglied der Abteilung für Statistik.

 

Link [extern] zu Tom Snijders Webseite

Weitere Neuigkeiten

NEPS | Nationales Bildungspanel

Das Nationale Bildungspanel ist die größte bildungswissenschaftliche Langzeitstudie in Deutschland. Durch die kontinuierliche Befragung und Testung von mehr als 70.000 Menschen entsteht und wächst ein international bedeutsamer Datenschatz, durch den Bildungsprozesse von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter erforscht werden können.

Das NEPS vereint die Expertise von über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an mehr als 13 Standorten deutschlandweit und ist am LIfBi in Bamberg beheimatet.

Großprojekte

 

Daten- und Serviceportal

Unser Daten- und Serviceportal beinhaltet das vollständige Angebot an Forschungsdaten des LIfBi und diesbezüglichen Dienstleistungen. Es informiert über die Voraussetzungen des Zugangs zu den Daten und unterstützt bei der Suche nach Variablen und Dokumentationsmaterialien. Das Portal verweist auf zahlreiche Hilfen für den Umgang mit den verfügbaren Scientific-Use-Files. 

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LIfBi Lectures

Die Vortragsreihe LIfBi Lectures bildet eine offene wissenschaftliche Dialogplattform über Fachgrenzen und Institutsbereiche hinweg. Gerade jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gibt die Vortragsreihe die Möglichkeit zur Vernetzung und zum interdisziplinären Dialog in unterschiedlichen Formaten rund um die Vorträge.

Zu den Veranstaltungen

Transfer

Zur Vermittlung unserer Forschungsergebnisse und dem Transfer unserer wissenschaftlichen Expertise werden am LIfBi die wichtigsten Themen und Aktivitäten des LIfBi aufbereitet, beispielsweise im Jahresbericht, in den LIfBi-News und im Newsletter LIfBi info. Unsere Transferberichte präsentieren Forschungsergebnisse allgemein verständlich.

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Publikationen

Die Forschenden am LIfBi publizieren zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten. Das Leibniz Institut gibt auch zwei eigene Publikationsreihen LIfBi Working Paper und NEPS Survey Paper sowie Transferberichte zu gesellschaftliche hochrelevanten Themen heraus.

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Karriere

Rund 250 Personen arbeiten derzeit am LIfBi in den Bereichen Forschung, Infrastruktur und Verwaltung. Unser wissenschaftliches Personal ist international und interdisziplinär aufgestellt – genau wie unsere Forschung. Diversität und Chancengleichheit gehören auf allen Ebenen zu unserem Selbstverständnis. Als familienfreundlicher Arbeitgeber unterstützt das LIfBi die Vereinbarkeit von Familienleben und Berufstätigkeit.

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Infrastruktur

Unsere Expertise als Infrastruktureinrichtung umfasst die Entwicklung von geeigneten Kompetenztests und Befragungsinstrumenten, über die Administration von großangelegten Bildungsstudien, bis hin zur Erforschung von wissenschaftlichen Methoden der Datenerhebung und -auswertung. Die gewonnen und aufbereiteten Daten stellen wir Forschenden weltweit kostenlos zur Verfügung. 

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Medien

Gerne vermitteln wir Ihnen Kontakte zu den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des LIfBi. Bei Medienanfragen bieten wir umfassende Unterstützung und organisieren Hintergrundgespräche für Politik, Redaktionen und Verbände. Unsere überregionalen Pressemitteilungen finden Sie im externen Presseportal. Auch in unseren Presseverteiler nehmen wir sie bei Interesse gerne auf.

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