Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) in Bamberg untersucht Bildungsprozesse von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter. Um die bildungswissenschaftliche Längs­schnittforschung in Deutschland zu fördern, stellt das LIfBi eine grundlegende, überregional und international bedeutsame, forschungsbasierte Infrastruktur für die empirische Bildungsforschung zur Verfügung. Kern des Instituts ist das Nationale Bildungspanel (NEPS), das am LIfBi beheimatet ist und die Expertise eines deutschlandweiten, interdisziplinären Exzellenznetzwerks vereint. 

14.02.2025

FACES-Projekt: Avatare und KI eröffnen neue Wege in der Umfrageforschung

Das Projekt FACES (Feasibility, Acceptance, and Data Quality of New Multimodal Surveys) untersucht, wie Virtuelle Realität (VR) und Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt werden können, um klassische Face-to-face-Befragungen innovativer zu gestalten. Ziel ist es, Herausforderungen bei Interviewer-basierten Befragungen wie steigende Erhebungskosten und sinkende Rücklaufquoten mit neuen Techniken perspektivisch besser begegnen zu können.

Avatare, also virtuelle Repräsentationen von Menschen, sowie KI-Systeme eröffnen neue Möglichkeiten, umfragebasierte Studien durchzuführen. Mit FACES möchte ein Forschungsteam des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi) und der Goethe-Universität Frankfurt ein Avatar-basiertes Befragungssystem entwickeln, in der Praxis testen und seine Anwendbarkeit untersuchen.

„Die Integration von VR und KI in die Umfrageforschung kann helfen, Lösungen für aktuelle Probleme bei persönlichen Befragungen zu entwickeln. Wir erhoffen uns beispielsweise, Rücklaufquoten und die Qualität der Daten zu verbessern sowie längerfristig die Kosten für die Durchführung reduzieren zu können“, so Prof. Dr. Corinna Kleinert, Projektleiterin bei FACES.

Neue Ansätze für die Datenqualität
Mit FACES soll ein neues System für Interviewer-basierte Online-Befragungen entwickelt werden. Darin werden unterschiedliche Avatare integriert, aber auch KI-Technologien zur automatischen Verarbeitung von Sprach- und Verhaltensdaten.

„Wir wollen herausfinden, wie verschiedene Avatar-Designs in bestimmten Interviewsituationen von den Befragten angenommen werden und wie sich das auf die Akzeptanz und Datenqualität einer Befragung auswirkt“, erklärt Prof. Dr. Christian Aßmann, ebenfalls Projektleiter bei FACES. „Besonders interessant ist die Frage: Können virtuelle Interviewende typische Verzerrungen in Befragungen verringern – zum Beispiel dadurch, dass sich die Teilnahmebereitschaft am Interview erhöht oder dass dem Avatar gegenüber ehrlicher geantwortet wird?“

Untersuchungen und Tests in der Praxis
Im ersten Schritt wird ein Open-Source-System für Avatar-basierte und videobasierte Interviews entwickelt. In Experimenten werden unterschiedliche Merkmale der Avatare (z.B. Fotorealismus), der Interviewsituation (z.B. Raumdesign) und die Immersivität des Interviews (also das Eintauchen in die Interviewsituation) getestet, um Kombinationen zu finden, die für Befragungen gut geeignet sind. Dabei werden sowohl Interviews in virtuellen Umgebungen als auch videobasierte Formate eingesetzt.

Anschließend werden diese Merkmalskombinationen in Interviews mit Teilnehmenden der Startkohorten 3 und 5 des Nationalen Bildungspanels (NEPS) erprobt. Beide Kohorten starteten 2010 mit Schülerinnen und Schülern der 5. Klasse beziehungsweise Studienanfängern. Beide Gruppen werden seitdem im NEPS auf ihrem Bildungsweg begleitet. In den experimentellen Befragungen wird untersucht, ob Interviews mit Avataren Vorteile gegenüber Video-Interviews mit echten Personen haben, beispielsweise mit Blick auf Akzeptanz, Durchführbarkeit oder Non-Response Bias (Verzerrung von Umfragen durch systematische Antwortausfälle). Außerdem soll herausgefunden werden, welche Merkmale der Situation und der Avatare dabei helfen, Interviewereffekte zu verringern. Diese Erkenntnisse fließen schließlich in das KI-basierte Training Avatar-basierter Chatbots ein.

FACES wird im Rahmen des Infrastrukturschwerpunktprogramms SPP 2034 „New Data Spaces“ durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und gemeinsam vom LIfBi und der Goethe-Universität Frankfurt durchgeführt.

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FACES-Projekt: Avatare und KI eröffnen neue Wege in der Umfrageforschung
Bild mit ideogram.ai erstellt

Weitere Neuigkeiten

NEPS | Nationales Bildungspanel

Das Nationale Bildungspanel ist die größte bildungswissenschaftliche Langzeitstudie in Deutschland. Durch die kontinuierliche Befragung und Testung von mehr als 70.000 Menschen entsteht und wächst ein international bedeutsamer Datenschatz, durch den Bildungsprozesse von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter erforscht werden können.

Das NEPS vereint die Expertise von über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an mehr als 13 Standorten deutschlandweit und ist am LIfBi in Bamberg beheimatet.

Großprojekte

 

Daten- und Serviceportal

Unser Daten- und Serviceportal beinhaltet das vollständige Angebot an Forschungsdaten des LIfBi und diesbezüglichen Dienstleistungen. Es informiert über die Voraussetzungen des Zugangs zu den Daten und unterstützt bei der Suche nach Variablen und Dokumentationsmaterialien. Das Portal verweist auf zahlreiche Hilfen für den Umgang mit den verfügbaren Scientific-Use-Files. 

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LIfBi Lectures

Die Vortragsreihe LIfBi Lectures bildet eine offene wissenschaftliche Dialogplattform über Fachgrenzen und Institutsbereiche hinweg. Gerade jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gibt die Vortragsreihe die Möglichkeit zur Vernetzung und zum interdisziplinären Dialog in unterschiedlichen Formaten rund um die Vorträge.

Zu den Veranstaltungen

Transfer

Zur Vermittlung unserer Forschungsergebnisse und dem Transfer unserer wissenschaftlichen Expertise werden am LIfBi die wichtigsten Themen und Aktivitäten des LIfBi aufbereitet, beispielsweise im Jahresbericht, in den LIfBi-News und im Newsletter LIfBi info. Unsere Transferberichte präsentieren Forschungsergebnisse allgemein verständlich.

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Publikationen

Die Forschenden am LIfBi publizieren zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten. Das Leibniz Institut gibt auch zwei eigene Publikationsreihen LIfBi Working Paper und NEPS Survey Paper sowie Transferberichte zu gesellschaftliche hochrelevanten Themen heraus.

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Karriere

Rund 250 Personen arbeiten derzeit am LIfBi in den Bereichen Forschung, Infrastruktur und Verwaltung. Unser wissenschaftliches Personal ist international und interdisziplinär aufgestellt – genau wie unsere Forschung. Diversität und Chancengleichheit gehören auf allen Ebenen zu unserem Selbstverständnis. Als familienfreundlicher Arbeitgeber unterstützt das LIfBi die Vereinbarkeit von Familienleben und Berufstätigkeit.

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Infrastruktur

Unsere Expertise als Infrastruktureinrichtung umfasst die Entwicklung von geeigneten Kompetenztests und Befragungsinstrumenten, über die Administration von großangelegten Bildungsstudien, bis hin zur Erforschung von wissenschaftlichen Methoden der Datenerhebung und -auswertung. Die gewonnen und aufbereiteten Daten stellen wir Forschenden weltweit kostenlos zur Verfügung. 

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Medien

Gerne vermitteln wir Ihnen Kontakte zu den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des LIfBi. Bei Medienanfragen bieten wir umfassende Unterstützung und organisieren Hintergrundgespräche für Politik, Redaktionen und Verbände. Unsere überregionalen Pressemitteilungen finden Sie im externen Presseportal. Auch in unseren Presseverteiler nehmen wir sie bei Interesse gerne auf.

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