Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) in Bamberg untersucht Bildungsprozesse von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter. Um die bildungswissenschaftliche Längs­schnittforschung in Deutschland zu fördern, stellt das LIfBi eine grundlegende, überregional und international bedeutsame, forschungsbasierte Infrastruktur für die empirische Bildungsforschung zur Verfügung. Kern des Instituts ist das Nationale Bildungspanel (NEPS), das am LIfBi beheimatet ist und die Expertise eines deutschlandweiten, interdisziplinären Exzellenznetzwerks vereint. 

16.11.2021

LIfBi Lecture: Selbstlernendes Frühwarnsystem gegen hohe Abbruchquoten im Studium

Wenn Studierende das Studium abbrechen, entstehen erhebliche Kosten – für die Betroffenen selbst, aber auch für Hochschulen und Gesellschaft. Die Abbruchquoten zu senken ist jedoch schwierig, denn deutschen Hochschulen fehlt es weitgehend an entsprechenden Prognosemöglichkeiten und intervenierenden Maßnahmen. Prof. Dr. Kerstin Schneider, Inhaberin des Lehrstuhls für Finanzwissenschaft und Steuerlehre an der Bergischen Universität Wuppertal, stellte in der ersten LIfBi Lecture des laufenden Wintersemesters vier aufeinander aufbauende Projekte vor, die ein Frühwarnsystem zur Prognose drohender Studienabbrüche entwickelt haben und untersuchen, wie die so gewonnen Informationen genutzt werden können.

Um abbruchgefährdete Studierende rechtzeitig in ihrem Studienverlauf zu unterstützen, kann der Einsatz von Früherkennungssystemen sinnvoll sein. Unter der Leitung von Kerstin Schneider wurde im Forschungsprojekt „FragSte“ sowohl für eine staatliche Universität als auch eine private Fachhochschule ein solches Früherkennungssystem entwickelt. Das System nutzt administrative Studiendaten und ermittelt mit Methoden des maschinellen Lernens die Abbruchwahrscheinlichkeit von Studierenden.

Frühe Indikatoren für Studienabbrüche

Allein durch die Nutzung von Daten, die bei der Immatrikulation erfasst wurden – wie etwa Alter der Studierenden und Typ der Hochschulberechtigung – konnten 77% aller Studienabbrüche an der staatlichen Universität korrekt vorhergesagt werden. Zudem ist das Aktivitätslevel der Studierenden  im ersten Semester ein zuverlässiger Indikator dafür, ob sie ihr Studium abschließen werden – auch, weil die Abbruchraten zu Beginn eines Studiums besonders hoch sind.

Gefährdete Studierende unterstützen

Früherkennung alleine reicht jedoch nicht. Sobald abbruchgefährdete Studierende erfolgreich erkannt wurden, stellen sich zwei Fragen. Erstens: Wollen diese Studierenden überhaupt unterstützt werden oder sind sie nur pro forma immatrikuliert? Dieses Problem stellt sich in Deutschland in besonderer Form, denn hier fallen keine Studiengebühren an und es gibt erhebliche finanzielle Vorteile für Studierende. Zweitens: Wie greift man am besten ein? Im Rahmen einer Feldstudie untersuchte ein Forschungsteam, wie Interventionen auf das Abbruchverhalten der Studierenden wirken können. So wurden gefährdete Studierende frühzeitig benachrichtigt und teilweise zu Beratungsgesprächen eingeladen. Dies hatte einen positiven Effekt auf bestimmte Gruppen. Jedoch ist zu berücksichtigen, dass Studierende eine heterogene Gruppe sind und,  beispielsweise abhängig vom Studienfach, unterschiedlich auf Interventionen reagieren.

Das Potential des NEPS

Abschließend ging Kerstin Schneider auf das Vorhaben ihres Projektteams ein, eine KI-basierte Studierendenbetreuung zu konzipieren und zu evaluieren sowie die Rolle des Matchings zwischen Studierenden und Studienfach bei Studienabbrüchen in den Fokus zu rücken. Sie betonte zudem das Potential, das sich aus einer Kombination der in ihren Projekten genutzten administrativen Daten und den Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS), das am LIfBi beheimatet ist, ergeben würde. So könnten die NEPS-Daten Aufschluss über die Gründe von Studienabbrüchen geben und nicht nur ein tieferes Verständnis des Themenkomplexes eröffnen, sondern auch die Grundlage für politische Empfehlungen bieten.

Link [extern] zur Profilseite von Prof. Dr. Kerstin Schneider an der Bergischen Universität Wuppertal

Weitere Neuigkeiten

NEPS | Nationales Bildungspanel

Das Nationale Bildungspanel ist die größte bildungswissenschaftliche Langzeitstudie in Deutschland. Durch die kontinuierliche Befragung und Testung von mehr als 70.000 Menschen entsteht und wächst ein international bedeutsamer Datenschatz, durch den Bildungsprozesse von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter erforscht werden können.

Das NEPS vereint die Expertise von über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an mehr als 13 Standorten deutschlandweit und ist am LIfBi in Bamberg beheimatet.

Großprojekte

 

Daten- und Serviceportal

Unser Daten- und Serviceportal beinhaltet das vollständige Angebot an Forschungsdaten des LIfBi und diesbezüglichen Dienstleistungen. Es informiert über die Voraussetzungen des Zugangs zu den Daten und unterstützt bei der Suche nach Variablen und Dokumentationsmaterialien. Das Portal verweist auf zahlreiche Hilfen für den Umgang mit den verfügbaren Scientific-Use-Files. 

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LIfBi Lectures

Die Vortragsreihe LIfBi Lectures bildet eine offene wissenschaftliche Dialogplattform über Fachgrenzen und Institutsbereiche hinweg. Gerade jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gibt die Vortragsreihe die Möglichkeit zur Vernetzung und zum interdisziplinären Dialog in unterschiedlichen Formaten rund um die Vorträge.

Zu den Veranstaltungen

Transfer

Zur Vermittlung unserer Forschungsergebnisse und dem Transfer unserer wissenschaftlichen Expertise werden am LIfBi die wichtigsten Themen und Aktivitäten des LIfBi aufbereitet, beispielsweise im Jahresbericht, in den LIfBi-News und im Newsletter LIfBi info. Unsere Transferberichte präsentieren Forschungsergebnisse allgemein verständlich.

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Publikationen

Die Forschenden am LIfBi publizieren zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten. Das Leibniz Institut gibt auch zwei eigene Publikationsreihen LIfBi Working Paper und NEPS Survey Paper sowie Transferberichte zu gesellschaftliche hochrelevanten Themen heraus.

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Karriere

Rund 250 Personen arbeiten derzeit am LIfBi in den Bereichen Forschung, Infrastruktur und Verwaltung. Unser wissenschaftliches Personal ist international und interdisziplinär aufgestellt – genau wie unsere Forschung. Diversität und Chancengleichheit gehören auf allen Ebenen zu unserem Selbstverständnis. Als familienfreundlicher Arbeitgeber unterstützt das LIfBi die Vereinbarkeit von Familienleben und Berufstätigkeit.

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Infrastruktur

Unsere Expertise als Infrastruktureinrichtung umfasst die Entwicklung von geeigneten Kompetenztests und Befragungsinstrumenten, über die Administration von großangelegten Bildungsstudien, bis hin zur Erforschung von wissenschaftlichen Methoden der Datenerhebung und -auswertung. Die gewonnen und aufbereiteten Daten stellen wir Forschenden weltweit kostenlos zur Verfügung. 

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Medien

Gerne vermitteln wir Ihnen Kontakte zu den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des LIfBi. Bei Medienanfragen bieten wir umfassende Unterstützung und organisieren Hintergrundgespräche für Politik, Redaktionen und Verbände. Unsere überregionalen Pressemitteilungen finden Sie im externen Presseportal. Auch in unseren Presseverteiler nehmen wir sie bei Interesse gerne auf.

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